Die Evolution des Busfahrens

Bei vielen Reisenden weckt der Gedanke an eine Fahrt mit dem Bus noch immer Erinnerungen an Schulausflüge und spärlich ausgestattete Reisebusse. Mit kostenlosem WLAN, abwechslungsreichen Unterhaltungsangeboten und günstigen Snacks konnte der Fernbus den Ruf des Busfahrens in Deutschland zwar bereits verbessern, doch beweist ein amerikanischer Anbieter seit Kurzem, dass dem Komfort im Bus keine Grenzen gesetzt sind.

Die hellblauen Busse des Nahverkehrsunternehmens Leap sind seit März auf den Straßen San Franciscos unterwegs und bieten Berufspendlern eine Alternative zu den regulären Stadtbussen. Für 6 US-Dollar pro Fahrt können Fahrgäste per Smartphone-App ein Ticket für den Leap-Bus erwerben. Dies entspricht etwa dem dreifachen Preis einer Fahrt mit dem Stadtbus. Der Leap-Kunde kann sein Ticket entweder per QR-Code scannen lassen – eine Technik, die auch viele Fernbus-Anbieter bereits nutzen – oder mittels des Bluetooth-Check-Ins gänzlich ohne Vorzeigen des Fahrscheins einsteigen. Die Vernetzung mit dem Smartphone hält noch weitere Vorteile für den Passagier bereit: Über eine Tracking-Funktion kann jedes Fahrzeug in Echtzeit verfolgt werden, so dass der Fahrgast immer weiß, wo der nächste Bus sich gerade befindet. Außerdem zeigt die App an, wie viele Plätze in den einzelnen Bussen noch verfügbar sind.

Kyle Kirchhoff, der Gründer von Leap, beschreibt die Busse als eine Mischung aus Café, Arbeitsplatz und dem heimischen Wohnzimmer. Statt den üblichen Sitzreihen bieten die Leap-Busse Sitzgruppen mit Lounge-Atmosphäre und lederbezogene Barhocker am Fenster mit Arbeitstischen und USB-Anschlüssen. Das Interieur der Busse ist schlicht und minimalistisch. Dank des gebührenfreien WLANs können Pendler die Fahrt zum Arbeitsplatz so bereits effektiv nutzen. Wer morgens keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück hat, kann sich während der Fahrt Bio-Müsliriegel, Iced Coffee und frisch zubereitete Smoothies an seinen Platz bestellen – ganz einfach per App.

Das Leap-Konzept stößt jedoch nicht bei allen Einwohnern San Franciscos auf Begeisterung. In den vergangenen Jahren hat sich San Francisco zur teuersten Stadt Amerikas entwickelt und Experten fürchten, dass die Leap-Busse zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft im Nahverkehr führen könnten. Verkehrsbeobachter argumentieren allerdings, dass die Komfort-Busse auch in der Entlastung der gängigen Stadtbusse resultieren könnten, die am Ende allen Pendlern zugute kommt. Ob sich das Konzept in Zukunft durchsetzen kann, bleibt noch abzuwarten, doch können derartige Pilotprojekte Fernbus-Anbietern wie Postbus oder MeinFernbus FlixBus als gutes Vorbild dienen, um ihre hohen Servicestandards weiterhin zu optimieren. (KH)

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