Deutsche Fernbusse sind international bedeutsam

Während der Fernbus-Markt in Deutschland seit Beginn des Jahres 2013 liberalisiert ist, herrscht in vielen weiteren europäischen Ländern noch immer ein Monopol der Staatsbahnen. Die steigende Anzahl an grenzüberschreitenden Verbindungen, die die deutschen Busunternehmen seit einigen Monaten anbieten, beeinflusst daher nicht nur die nationale Fernverkehrsbranche. Auch im Ausland zeichen sich bereits jetzt Auswirkungen ab. Andreas Meyer, Vorsitzender der Schweizer Bundesbahnen, gab gegenüber der WirtschaftsWoche zu, die Entwicklung des deutschen Fernbus-Marktes mit Bedenken zu verfolgen. In der Alpenrepublik dürfen Fernbusse nicht in Konkurrenz zum Schienenverkehr treten, weshalb die SBB grenzüberschreitende Verbindungen deutscher Fernbus-Anbieter nun eingehend überprüfen will.

Jochen Engert, Vorstand des Fernbus-Anbieters FlixBus, führt die zunehmende Popularität der Fernbusse – innerhalb wie auch außerhalb Deutschlands – unterdessen auf Versäumnisse der Schienenunternehmen zurück. So mangele es deutlich an grenzüberschreitenden Bahnverbindungen. Wo Bundesbahnen scheitern, soll der Fernbus eine willkommene Reisealternative darstellen. In einem Gespräch mit der WirtschaftsWoche verkündete Engert, dass die Internationalisierung sich noch in der Anfangsphase befände. So will FlixBus die Anzahl der Auslandsverbindungen bis Mitte nächsten Jahres verzehnfachen und bereits bestehende Linien nach Wien oder Zürich um Verbindungen nach Paris, Brüssel und in die skandinavischen Länder ergänzen.

Nicht alle europäischen Länder stehen dem Fernbus dabei skeptisch gegenüber. Auf den Straßen Großbritanniens ist er bereits seit Langem ein nicht mehr wegzudenkendes Fernverkehrsmittel, das sich vor allem aufgrund der niedrigen Preise nachhaltig etablieren konnte. Im Gegensatz zum Erfolg der Fernbusse in Großbritannien, der überwiegend den nationalen Fernverkehr revolutionierte, könnte die wachsende Bedeutung der Fernbusse in Deutschland allerdings Auswirkungen auf viele weitere europäische Staaten haben. Die zentrale Lage innerhalb Europas erlaubt es dem deutschen Fernbus-Markt, in zahlreiche weitere Länder vorzudringen und die Idee vom Fernbus international durchzusetzen. Wie das Beispiel Großbritannien zeigt, wird dadurch eine Koexistenz von Bus und Bahn nicht ausgeschlossen. Schienenunternehmen müssen sich angesichts der Fernbus-Konkurrenz auf ihre Kernkompetenzen zurückbesinnen: Vor allem was die Fahrtdauer angeht, können die Bundesbahnen auch weiterhin punkten. Die Deutsche Bahn hingegen will auch mit einer Preisoffensive der Konkurrenz auf der Straße Paroli bieten: Mit dem Bahn Spezial, das sich auf ausgewählten Vergleichsportalen für Fernbusse finden lässt, können Reisende bereits ab 19 Euro Schnellzüge wie den ICE nutzen. (KH)

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